Pragmatisch

Alberto Núñez Feijóo löst Pablo Casado als Parteichef der spanischen Volkspartei PP ab

  • Ralf Streck, San Sebastián
  • Lesedauer: 2 Min.

Der 61-jährige Galicier Alberto Núñez Feijóo hat einen trockenen Beamtencharme. Von seinem Beruf als Verwaltungsbeamter ist der studierte Jurist seit 1985 freigestellt. Er regiert seit 2009 Galicien ununterbrochen mit absoluter Sitzmehrheit der spanischen Volkspartei PP. Am Wochenende wurde Feijóo in Sevilla zum neuen Parteivorsitzenden gewählt und beerbt den erfolglosen Pablo Casado.

In Madrid will er eine von Richtungskämpfen und persönlichen Streitigkeiten zerrissene PP vereinen, um sie bald wieder an die Macht in Spanien zu bringen. Einfach wird das für den Vater eines fünfjährigen Sohnes nicht. Dass der unverheiratete Katholik mit 98 Prozent der Stimmen gewählt wurde, soll eine Einigkeit symbolisieren, die es nicht gibt. Feijóo wird bald mit der aufstrebenden Madrider Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso in Konflikt geraten. Die hat den Machtkampf mit Pablo Casado erfolgreich überstanden. Die von Korruptionsaffären umrankte Ayuso gehört zum Ultraflügel der Partei. Anders als Feijóo ist sie in der Hauptstadtregion gut vernetzt und sitzt dort fest im Sattel.

Feijóo will die PP auf einen moderateren Kurs bringen, um so dem Wählerschwund zu begegnen. Statt von einst elf Millionen Menschen wurde die PP in Spanien zuletzt nur noch von fünf Millionen gewählt. Die große Mehrzahl der Stimmen ging an die ultrarechte Vox verloren.

Moderat ist Feijóo nur im Auftreten. Gegen den Tabubruch in der Autonomen Gemeinschaft Kastilien-Leon legte auch er kein Veto ein, wo die PP erstmals in Koalition mit Vox regiert. In Andalusien, Murcia und Madrid lässt man sich von der rechtsradikalen PP-Abspaltung dulden.

Feijóo selbst ist ein politischer Zögling des galicischen PP-Gründers Manuel Fraga Iribarne - ein ehemaliger Minister der Franco-Diktatur, von der sich die Volkspartei bis heute nicht distanziert hat. Die PP auf Vordermann zu bringen, wird für ihn nicht einfach.

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